Er ist Journalist und Nordlicht: Alexander Wack hat in Hamburg, Madrid, Köln und Santiago de Chile studiert: Politik, Geschichte und Spanisch waren seine Fächer. Vor zehn Jahren nahm er eine Stelle als Journalist in Andalusien an, siedelte um und akklimatisierte sich. Inzwischen hat er den Fokus auf den Bereich Bildung gesetzt und unterrichtet Menschen, die in Südspanien Deutsch lernen. Alexander Wack lebt in der Nähe von Marbella und verbindet die Leichtigkeit des Seins mit (norddeutscher) Tiefe.
Alexander Wack
geboren 1967
reist gerne immer, aber leider schon lange nicht mehr
findet das Leben jeden Tag aufs Neue spannend
hat das Leben im Ausland noch längst nicht satt
Was magst Du besonders an Deiner Arbeit, Alexander?
Mit vielen verschiedenen Menschen umzugehen, das macht mir Spaß, hält mich bei Laune und bringt mich persönlich weiter. Egal welchen Alters die Menschen sind, immer gibt es ein wechselseitiges Lernen, voneinander kopieren und profitieren. Das ist irgendwie wahnsinnig und toll zugleich.
Was genau machst Du?
Seit ein paar Jahren bin ich Deutschlehrer in Marbella, das ist in Andalusien, Spanien, kurz vor der Meerenge von Gibraltar. Meine Schüler sind zwischen 5 und 85 Jahre alt und aus allen möglichen Ländern und Kulturen. Das ist schon spannend, denn jeder hat eine andere Prägung und Erfahrung, auf die ich eingehe. Denn russische Kinder haben andere Probleme beim Deutschlernen als spanische oder englische. Bei Erwachsenen ist das ähnlich, doch meistens vermischt mit mehr antrainierten gesellschaftlichen Normen.
Welche Stationen waren wichtig für Dich?
Da gibt es viele: 20 Monate Zivildienst als Rettungssanitäter bei Verkehrsunfällen, Herzinfarkten oder anderen Notfällen. Eine Reise nach Kolumbien, allein, mit Rucksack, ohne Spanischkenntnisse. Studium in Köln, Hamburg, Madrid und Santiago de Chile. Berichterstatter für die Nachrichtenagentur ddp in den weltweit ersten Prozessen um die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, die in Hamburg stattfanden und enorm viel internationales Interesse hervorriefen. Nur mit Stift und Block auf den Holzbänken journalistisch arbeiten, hieß das.
Was war Dein Berufswunsch, als Du 14 Jahre alt warst?
Keine Ahnung, da gab es keinen.
Welches Buch liest Du zurzeit?
Eine Biografie von Shakespeare auf Englisch, eine Erzählsammlung von Julian Barnes namens Zitronentisch in deutscher Übersetzung und Gabriel García Márquez’ Memoiren auf Spanisch.
Was würdest Du während eines Sabbaticals tun?
Geld verdienen müssen, denke ich. Keine Ahnung, das steht derzeit bei mir zum Glück nicht an, da ich erst vor wenigen Jahren meinen Beruf gewechselt habe. Aufgrund der Arbeitslosigkeit hatte ich viel Zeit und eine Art Zwangs-Sabbatical zur Neuorientierung. Aber prinzipiell hätte ich gern ein Jahr Zeit zum Reisen, Freunde abklappern und durchatmen und Distanz gewinnen zu allem. Das ist immer gut und hilfreich für das Leben, das ja im Lot sein kann. Auszeit nehmen wird doch meistens mit Schräglage oder Jobverlust etc. verbunden. Am besten wäre es sicher, wenn alles rund läuft und man trotzdem den Absprung schafft, um über den Tellerrand zu schauen. Denn irgendwelche neuen Aspekte gewinnt man immer dazu, die einen persönlich weiterbringen.
Welche Veränderungen wünschst Du Dir?
Ich hätte gern eine größere Wohnung oder ein kleines Häuschen mit eigenen Möbeln und einer Einrichtung nach meiner Vorstellung. Ideen und Wünsche habe ich da viele, aber bisher es nie in die Realität umgesetzt. Aber schrittweise komme ich diesem Traum vermutlich näher, denke ich. Sonst hätte ich ihn wohl nicht.
Welche Entscheidung möchtest Du nicht missen?
Nach Spanien „ausgewandert“ zu sein. Vor genau zehn Jahren habe ich in Hamburg alle meine Sachen untergestellt und nur einen Pkw-Kofferraum voll mitgenommen für den Umzug nach Andalusien. Ich lebe dort sehr gerne, liebe das Land und die Leute, das Wetter, die Küche und und und….. Die Berge, das Meer, beides habe ich direkt vor meiner Tür. Das ist ein echtes Privileg, wovon ich laufend Gebrauch mache: in den Bergen wandern gehen oder am Strand spazieren, das halbe Jahr im Meer baden. Dabei entdecke ich viele neue Ecken, es dürfen aber dieselben Orte nicht fehlen, die ich immer wieder gern aufsuche. Da passiert ja enorm viel, meine eigene Perspektive ändert sich und die Umwelt und Umgebung ebenso. Einfach spannend.
Wie verbringst Du am liebsten eine Auszeit/ Deinen Urlaub?
Individuelle Reisen machen, einfach, mit Auto und Zelt oder nur mit Rucksack. Wichtig: Unabhängigkeit und Freiheit in der Natur spüren und genießen. Wobei klar ist, je älter ich werde, desto mehr Bequemlichkeiten kommen dazu – wie nett essen gehen oder guten Wein trinken.
Wie fängt ein guter Tag für Dich an?
Mit einer Tasse grünem Tee, einem Buch und einem Blick in den sonnigen Tag. Oder aufstehen und sofort schwimmen gehen, so einen aktiven Start in den Tag mache ich sehr gern und regelmäßig dreimal pro Woche. Danach frühstücken und Zeitung lesen, dann fühle ich mich wie neu geboren.
Worauf möchtest Du nicht verzichten?
Auf die Erfahrung meiner 47 Lebensjahre. Älter werden ist schön, ich finde eigentlich nichts falsch daran. Abgesehen davon, dass man eh nichts daran ändern kann, möchte ich noch nicht mal etwas anders haben. Dass die Schläfen grau werden oder die Haut an Spannung verliert gehört dazu, das finde ich normal und schön. Dafür habe ich mehr Erfahrung und Sicherheit als mit „Iffzehn“.
Vielen Dank, Alexander! Und auf bald mal wieder … in Hamburg!