Eine Abwandlung der Frage der Woche („Haben Sie Stil?“) könnte lauten: Haben Politik und Stil einen erkennbaren Bezug? Ein Spot auf Markus Birzer kann den Blick darauf erweitern. Er hat sich einen Namen gemacht im Bereich der Rechtsextremismusforschung, die Akademie für Politik, Wirtschaft und Kultur in Schwerin geleitet und ist seit Jahren engagiert in Bürgerbeteiligungsprozessen sowie in der Konfliktregelung tätig. Studiert hat er Politische Wissenschaften und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Bamberg und Hamburg, war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Helmut-Schmidt-Universität und ist seit mehr als 15 Jahren selbständig in der Politik- und Unternehmensberatung.
Unter anderem hat er den Planungsprozess zur Erweiterung und Modernisierung der Hamburg Messe gestaltet und dafür Anwohner und Investoren zusammen gebracht. Erfolgreich moderiert er immer wieder Veranstaltungen für die Körber-Stiftung und die Dialoge um die Neue Mitte Altona. Er verfügt über hervorragende Moderationsfähigkeiten, kann hoch komplexe Sachverhalte auf den Punkt bringen und zwischen streitenden Interessengruppen und Parteien vermitteln.
Darüber hinaus kocht er überragend gut und traut sich auch hier an äußerst schwierige Dinge heran. Kunst und Kultur sind selbstverständlicher Teil seines Lebens, zweimal hat er zum Beispiel die Laufende Ausstellung in Hamburg organisiert. Tanzen (und führen) kann er übrigens auch… Von Literatur und Reisen wird später die Rede sein. Markus Birzer hat Stil, ohne Frage. Spot an!
geboren am 17. März 1964
reist gerne und viel
findet, dass es langsam Zeit wäre für den (Un)ruhestand. Bis dahin werden aber wohl noch einige Jahre vergehen…
hat Spaß am Leben, mag gutes Essen und findet Erholung beim Angeln
1. Was magst Du besonders an Deiner Arbeit, Markus?
Den Kontakt mit Menschen und wenn ich dazu beitragen kann, dass sich die Welt um uns herum verbessert.
2. Was genau bietest Du an?
Ich organisiere und moderiere Bürgerbeteiligungsverfahren zu unterschiedlichen Themen, meistens jedoch im Bereich Stadtentwicklung. Ich werde oft geholt, wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, heißt, wenn sich die Beteiligten streiten oder massiver Protest in der Bevölkerung laut wird, was meine Arbeit oft sehr erschwert. Ich versuche dann, gemeinsame Lösungswege zu finden – was leider nicht immer gelingt.
3. Welche Stationen waren wichtig für Dich?
Während meiner Arbeit als studentische Hilfskraft an der Universität der Bundeswehr hat mich mein damaliger Chef, Prof. Dr. Wolfgang Gessenharter, unter seine Fittiche genommen. Er hat mir gezeigt, wie sensibel man in Beteiligungsverfahren vorgehen muss. Ihm verdanke ich sehr viel.
4. Was war Dein Berufswunsch, als Du 14 Jahre alt warst?
Da ich seit meinem siebten Lebensjahr intensiv Musik gemacht habe, konnte ich mir damals vorstellen, das auch beruflich zu machen. Je älter ich wurde, desto mehr andere Interessen kamen dazu, die Musik trat etwas in den Hintergrund.
5. Welches Buch liest Du zurzeit?
„Winterjournal“ von Paul Auster, seine Autobiographie. Das ist eine gute Anregung für die eigene Autobiographie. Ein Projekt für den (Un)ruhestand.
6. Was würdest Du während eines Sabbaticals tun?
Ich habe mir bereits ein Sabbatical gegönnt. Das ist allerdings schon wieder 14 Jahre her. Wenn ich mir jetzt eine Auszeit nehmen könnte, würde ich genau das machen, was mir am meisten Spaß macht: Zeit mit den Lieben verbringen, reisen, gut kochen und essen, segeln, lesen, ins Theater und Kino gehen … aber auch wieder mehr Musik machen. Ich habe mir kürzlich ein Bandoneon gekauft – wohl eines der schwierigsten Instrumente. Vielleicht würde ich einige Monate Intensivunterricht in Buenos Aires nehmen.
7. Was bedeutet Reisen für Dich?
„Reisen bildet“. Bekannter Spruch, aber er stimmt. Reisen öffnet die Augen und den Sinn für das Andere – und relativiert manchmal Probleme, die wir zuhause zu haben scheinen. Insbesondere dann, wenn man in weniger entwickelte Länder reist.
8. Welche Veränderungen wünschst Du Dir?
Für meinen eigenen Arbeitsbereich wünsche ich mir, dass die Politiker die Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger ernster nehmen, als sie dies zur Zeit tun. Häufig landen Anregungen der Bürger in der berüchtigten Schublade. Das schafft Frustrationen bei den Menschen. Sie beteiligen sich dann meist nicht mehr. Zu Recht.
9. Welche Entscheidung möchtest Du nicht missen?
Nach dem Vordiplom von Bamberg nach Hamburg zu wechseln. Für mich als Bayer war Hamburg damals sehr weit weg und unbekannt. Die Herzlichkeit, mit der mir hier begegnet wurde, hat mich aber überrascht und mich seit nun mehr als 25 Jahren zum Bleiben bewogen. Es lebt sich eben gut in der schönsten Stadt der Welt.
10. Wie verbringst Du am liebsten eine Auszeit/ Deinen Urlaub?
Seit zwei Jahren bereise ich mit dem eigenen Wohnmobil Europa. Da gibt es noch sehr, sehr viele Ziele. Einmal im Jahr gehe ich mit Freunden segeln, meist in Griechenland. Und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, einmal pro Jahr nach New York zu reisen. Die Stadt fasziniert mich und regt mich immer wieder neu an.
11. Was magst Du an der beruflichen Selbständigkeit?
Freiberuflich tätig zu sein, war und ist die beste berufliche Entscheidung, die ich bislang getroffen habe. Ich liebe die Flexibilität, die ich damit habe, die mitunter zwar relativ ist, weil ich mich an Termine etc. halten muss. Ich kann mir meine Zeiten aber meistens gut einteilen und habe damit pro Jahr etwa drei Monate, die ich für Reisen nutzen kann. Das ist mein kleines jährliches Sabbatical.
Es war und ist mir eine große Freude, Markus. Dankeschön!
P.S.: Bisher war mein Lieblings-Bandoneon-Spieler ja Dino Saluzzi, der wundervolle Musik damit macht, besonders live…
P.P.S.: Ein aktuelles Streitgespräch zwischen Meinhard von Gerkan und Markus Birzer in „Hamburg:“ Am Schluss waren alle gegen alles“ (Beilage der ZEIT , eines Teils der Süddeutschen Zeitung und des Tagesspiegels am 28. August 2014) SB 01.09.2014
Markus Birzer
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