Sarah Fricke ist ausgebildete Illustratorin, hat eine Weiterbildung zur Texterin absolviert und damit erste Berufserfahrung erworben. Nun geht sie einen neuen Weg, beginnt ein zweites Studium und hat sich selbständig gemacht mit dem, was sie jetzt schon sehr gut kann: Illustrieren und Texte verfassen. Ich habe ihr Fragen gestellt – und daraus ist ein spannendes Porträt geworden. Here she comes!
© Sarah Fricke
Sarah Fricke
geboren am 17. Juni 1988
reist gerne jeden Abend in fiktive Welten – mit einem Buch in der Hand
findet, dass Zeit heute die wertvollste Währung ist
hat eine Schwäche für Schokolade mit 90 % Kakaoanteil
Was hat Sie bewogen, einen neuen Weg einzuschlagen?
Die Wahrheit ist: Ich habe bereits nach dem Studium die falsche Abzweigung gewählt. Das war mir auch schon nach einigen Metern klar. Aber wenn ich eines bin, dann ziemlich stur und kämpferisch. Aufgeben? Niemals! Das wäre ja eine Niederlage. Nur noch Steine, Berge, Klippen vor mir? Egal, einfach weitergehen. Wie heißt es doch so schön: Irgendwann führt jeder Weg zum Ziel. Nun ja, nicht, wenn er eine Sackgasse ist. Das wollte ich aber lange Zeit nicht wahrhaben. Zum Glück hat sich mir mein Körper in den Weg gestellt, bevor ich wortwörtlich am Ende angelangt war. Ich kam eines Abends mal wieder spät zu Hause an, war müde, frustriert, unzufrieden. Und plötzlich wusste ich: So geht es nicht weiter.
Was haben Sie vor, Frau Fricke?
Ich freue mich auf und über die vielen neuen Dinge, die meinem Leben gerade eine ganz neue, positive Richtung geben. Seit Kurzem arbeite ich als selbstständige Texterin und Illustratorin – was mir seit der ersten Minute sehr gefällt. Und ab März gibt es noch eine weitere Änderung: Ich werde Ökotrophologie studieren. Neben meiner Leidenschaft für alles Kreative interessiere mich nämlich auch für gesunde Ernährung. Unter diesem Thema verstehe ich kein staubtrockenes „Wie zähle ich Kalorien?“, „Welches exotische, modische Superfood heilt mich von allen Leiden?“ oder starre Diätvorschriften. Ich glaube, dass man mit dem richtigen Wissen rund um Lebensmittel und Kochen einen Schlüssel zu mehr Genuss und Lebensfreude hat. Darüber will ich natürlich mehr erfahren. Und wer weiß – mit der entsprechenden Qualifikation könnte ich über dieses Thema in Zukunft auch beruflich schreiben.
Welche Stationen waren bisher wichtig für Sie?
Zurückblickend sind es gerade die Krisen oder besonders große Herausforderungen, an denen ich gewachsen bin oder die meinem Leben eine positive Wendung gegeben haben. Im Nachhinein war jeder dieser Momente ein Geschenk: In diesen Phasen hatte ich plötzlich die Freiheit gewonnen, mein Leben zu hinterfragen und es neu ausrichten zu können.
Was war Ihr Berufswunsch, als Sie 14 Jahre alt waren?
Archäologin. Ich hatte zu der Zeit viele historische Romane gelesen und fand die Vorstellung, die Vergangenheit wieder auszugraben und lange verschollene Städte wieder auferstehen zu lassen, total faszinierend. Der „Griechische Schatz“ von Irving Stone lässt grüßen.
Welches Buch lesen Sie zurzeit?
„Ulysses“ von James Joyce, das englische Original. Es ist nicht einfach zu lesen, aber man wird belohnt, wenn man nicht aufgibt, wenn man sich Zeit nimmt. Ich finde sein Spiel mit Sprache und Stilmitteln toll. Und ich kann so ganz nebenbei mein Englisch verbessern.
Was können Sie anderen empfehlen, die sich verändern wollen?
Ich kann natürlich nur meine eigenen Erfahrungen weitergeben. Was mir in meiner Umbruchphase geholfen hat, war reden, reden, reden. Mit Freunden, mit meiner Familie – mit Ihnen, Frau Barg. Das hat es mir ermöglicht, die eigene Situation besser einschätzen zu können. Wo stehe ich? Was kann ich? Was will ich? Diese Fragen lassen sich im Gespräch einfach besser lösen, weil sich einem dann ganz neue Sichtweisen eröffnen und sich die Gedanken nicht einfach nur endlos im Kreis drehen.
Was bedeutet Zeichnen und Texten für Sie?
Zuerst einmal Freiheit: Mit Illustrationen und Worten haben wir die Möglichkeit, Botschaften aller Art zu übermitteln. Und beides sind auch mächtige Werkzeuge: Setzen wir diese Art der Kommunikation richtig ein, können wir Menschen dazu bewegen, etwas zu ändern. Weiter zu denken. Die Welt vielleicht sogar ein Stückchen besser zu machen.
Welche Entscheidung möchten Sie nicht missen?
Eigentlich war jede einzelne bisherige Entscheidung wichtig und richtig. All diese großen, kleinen, falschen oder guten Entscheidungen zusammen haben mich schließlich erst zu der Person gemacht, die ich heute bin. Und ich bin momentan sehr zufrieden mit meinem Leben.
Wie verbringen Sie am liebsten einen freien Tag?
Mit allem, was sonst leider oft zu kurz kommt. Dazu gehört zum Beispiel eine ausgiebige Joggingrunde am frühen Morgen oder die Muße, einfach mal den ganzen Tag lang „nur“ zu lesen.
Was darf in Ihrer Woche nicht fehlen?
Mindestens einmal am Tag brauche ich frische Luft und Bewegung – ansonsten funktioniere ich nicht richtig und bin äußerst unausgeglichen. Außerdem sollte nie, nie, nie die Zeit für Freunde und Familie zu kurz kommen. Oder auch mal ein paar Stunden, die man ganz für sich hat.
Worauf möchten Sie nicht verzichten?
Auf keinen Fall auf all die Menschen, die mir wichtig sind: Freunde, Familie, Partner. Materielles ist für mich nichts, das mein Leben glücklicher oder reicher macht – Menschen hingegen schon.
Welchen Beitrag möchten Sie leisten zum Leben, zur Gesellschaft?
Wenn ich mein Studium der Ökotrophologie abgeschlossen habe, möchte ich mein erworbenes Wissen mit anderen teilen und sie aufklären – vielleicht in Form eines Buches.
Vielen Dank, Frau Fricke! Ich freue mich schon jetzt auf unsere nächsten Gespräche!