Dramaturg, Moderator, Autor – Wolfgang Haendeler hat viele Facetten. Nach dem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie war er als Dramaturg für die Sparten Oper, Konzert und Ballett beziehungsweise Tanztheater seit 1991 an zahlreichen deutschen Bühnen engagiert: am Essener Aalto-Theater, den Städtischen Bühnen Münster, am Volkstheater Rostock, am Theater Hagen, dem Theater Kiel, dem Theater Bielefeld und dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden.
Er hat in Hamburg gelebt, kennt die Selbständigkeit und hat sich mir als Amrum–Liebhaber vorgestellt – eine gute Verbindung.
Seit der Spielzeit 2011/12 hat Wolfgang Haendeler ein neues Festengagement am Landestheater Linz, er ist dort als Leitender Dramaturg des Musiktheaters verpflichtet. An dieser 2013 neu errichteten Stätte betreut er u. a. die Gesamt-Produktion von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, der dort ab dem Frühjahr 2015 in mehreren Aufführungszyklen zu erleben sein wird.
Als Librettist verfasste er den Text zu Cristóbal Halffters Oper „Schachnovelle“ (nach der gleichnamigen Vorlage von Stefan Zweig), die am 18. Mai 2013 am Kieler Opernhaus uraufgeführt wurde. Aktuell arbeitet er zudem mit dem Komponisten Franz Hummel an der Uraufführung einer Oper über Hieronymus Bosch – Der Garten der Lüste –, die auf John Vermeulens gleichnamigem Roman basiert (Diogenes Verlag) und bis zum 500. Todestag des Malers im Jahre 2016 uraufgeführt werden soll – als Produzent und Librettist. Wolfgang Haendeler, ein Mann mit vielen Fähigkeiten und Facetten.
geboren am 6. November 1962
reist gerne dorthin, wo der Wind weht: Nordfriesland oder Schottland
findet Buchstaben aufregender als Zahlen (und Texte aufregender als Bilanzen)
hat ein Ohr für Johannes Brahms & ein Auge auf Tilda Swinton und Gael Garcia Bernal
Wie sind Sie an das oder auf das Theater gekommen, Herr Haendeler?
Auf der Suche nach einem Lebens- und Arbeitsraum, der mehr Freiheit versprach als das pietistische Umfeld meiner Heimat.
Was mögen Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Die Stunden auf der Probebühne, in denen ich die Arbeit des Regisseurs mit den Sängern beobachte und das Werk – zumeist eine Oper – immer besser verstehen lerne.
Welche Stationen waren wichtig für Sie?
Eher Menschen: Mein Germanistik-Professor Peter Horst Neumann (Erlangen); der Dirigent Will Humburg, mit dem ich sechs Jahre lang als Dramaturg & Persönlicher Referent zusammengearbeitet habe (Münster).
Was war Ihr Berufswunsch, als Sie 14 Jahre alt waren?
Rechtsanwalt. Genährt durch dramatische Prozess-Verfilmungen und den naiven Glauben an die Kraft der Rhetorik.
Welches Buch lesen Sie zurzeit?
Pankaj Mishra: Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens.
Welchen Bezug haben Sie zur Insel Amrum?
Einen existenziellen. Ich war dort erstmals als etwa 11-jähriger im Rahmen einer Therapie. Mit 18 bin ich zurückgekehrt. Seitdem komme ich immer wieder. Es ist ein Ort der Entgrenzung im denkbar positivsten Sinn.
Was würden Sie während eines Sabbaticals tun?
Auf den Spuren W. Somerset Maughams Asien bereisen – mit dem Schiff.
Was bedeutet Kultur für Sie?
Das Wechselspiel von Frage und Antwort in Freiheit – bei jeglicher Abwesenheit von physischer oder struktureller Gewalt.
Welche Veränderungen wünschen Sie sich?
Kurzfristig: Vereinte Nationen, die Verfolgte entschlossen schützen. Langfristig: ein Europa, mit einer menschenwürdigen Einwanderungspolitik.
Welche Entscheidung möchten Sie nicht missen?
Im Gegenteil: Eine würde ich gerne missen. Aber im L(i)eben gilt: Der abgeschossene Pfeil ist fort.
Wie verbringen Sie am liebsten eine Auszeit/ Ihren Urlaub?
In einer Großstadt: Mit Flanieren. In der Natur: Auf dem Fahrrad oder im Sand und Wasser.
Worauf möchten Sie nicht verzichten?
Auf meine Freunde.
Wie fängt ein guter Tag für Sie an?
Mit einer Kanne grünem Tee, einem Früchtemüsli in Vollmilch mit einer kleingeschnittenen Banane drin.
Was darf in Ihrer Woche nicht fehlen?
Ansprache – durch Text oder Musik (gerne via Radio).
Ich danke Ihnen sehr, Herr Haendeler! Bis bald auf der Insel ….
Foto: Olaf Struck