3. Dezember 2013
von Susanne Barg
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Im Coaching höre ich immer wieder Menschen, die mit ihren Arbeitszeiten unzufrieden sind und das hier zum Thema machen. Die meisten von ihnen, in der Regel so ab Ende 30, wollen weniger arbeiten. Bei den Jüngeren ist das meist (noch) kein Thema. Aber diejenigen, die schon seit Jahren viel leisten, viel unterwegs sind und oft gut verdienen, sehnen sich nach einer Umverteilung, Neuverteilung. Entweder steht eine Familiengründung an, Kinder sind geplant. Dabei sind zwei Vollzeit-Berufstätige schon bei dem Gedanken an Kinderbetreuung und den zu erwartenden Alltag oftmals überfordert. Wie also die Aufgaben neu verteilen? Wer arbeitet wie viel, wie werden Familienaufgaben verteilt? Welche langfristigen Auswirkungen haben diesen Entscheidungen? Für die Karrieren, die Rente … ?
Andere, meist so ab Ende 40, finden, Sie müssten und sollten andere Prioritäten setzen, wollen nicht immer nur arbeiten, sondern mehr Zeit für sich haben. Eine Klientin hat vor einiger Zeit die Wochen-Stundenzahl reduziert und geniesst einen zusätzlichen freien Tag pro Woche. So können neue Perspektiven entstehen, ein Richtungswechsel wird möglich.
Mütter zum Beispiel, die nach der Elternzeit zunächst auf eine Teilzeitstelle gegangen sind, möchten wiederum oft gerne mehr arbeiten, wünschen sich eine andere Aufgabenverteilung, möchten mehr „draußen“ sein, finanziell unabhängiger. Verfluchen zuweilen das alte „Einverdiener-Modell“, das sich dann doch durchgesetzt hatte, begünstigt durch steuerliche Grundlagen wie Ehegattensplitting und beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenkasse – persönliche Entscheidungen, die oft auf politischen Voraussetzungen fußten. Und doch muss jede Einzelne, jedes Paar für sich eine Wahl treffen.
Jutta Allmendinger, Bildungssoziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin spricht im Hinblick auf Arbeitszeitmodelle und Familienaufgaben von Zeitpolitik und sagt in der aktuellen ZEIT zum Thema Arbeit: „32 Stunden ist das neue Vollzeit“*. Sie denkt öffentlich über eine andere Verteilung der Arbeit nach, die Folgendes verhindern kann: „…die drohende Altersarmut vor allem von Frauen, die steigende Zahl von Berufstätigen, die wegen Burn-out ausfallen, sowie die in Deutschland besonders geringen Chancen für Frauen, in Führungspositionen zu gelangen…“. So wären bei einer Umverteilung von Arbeit, mit flexibleren Arbeitszeiten, langfristig einige Probleme gelöst.
Aus dieser sehr komplexen Gemengelage möchte ich das Plädoyer für flexiblere Arbeitszeiten ableiten: Lebensentwürfe sind sehr unterschiedlich, Prioritäten ändern sich im Laufe der Berufsbiografie – egal, von welcher Position aus Sie auf das Thema schauen, ob als Führungskraft, Angestellter oder auch als Selbständige: Machen Sie es für sich passend, das (Arbeits-) Leben, setzen Sie sich dafür ein, dass die Arbeitszeiten zu Ihnen passen. Veränderungen lohnen sich.
Barg & Partner – Wir gestalten Veränderungen mit Ihnen.
* „Mehr muss es nicht sein- Weinger Geld, aber mehr Zeit für die Familie …“ von Elisabeth Niejahr, DIE ZEIT vom 28. November 2013