Frage der Woche

Sind Sie immer ganz und gar entschieden? Eindeutig und ohne Zweifel – für eine Richtung, eine Möglichkeit, eine Alternative? Oder kennen Sie auch Entscheidungen mit einem „Sowohl als auch“?

Schon in jungen Jahren habe ich nicht verstanden, warum ich für die Beatles oder die Stones sein sollte. Kaffee oder Tee mögen, schwarz oder weiss, am Meer wohnen oder in der Stadt – diese Liste könnte sehr, sehr lang werden…

Vor kurzem habe ich mit großem Vergnügen „Das große Los“ von Meike Winnemuth gelesen. Sie beschreibt darin ihre 12-monatige Reise in 12 Städte, die sie nach einem Gewinn bei „Wer wird Millionär“ gemacht hat. Aus jeder Stadt schreibt sie an eine andere Person einen Lagebericht, klug und abwechslungsreich, am Ende des jeweiligen Kapitels fasst sie 10 Dinge zusammen, die sie an diesem besonderen Ort gelernt hat. Ausgesprochen lesenswert, denn nebenbei macht sie sich Gedanken über den Sinn des Lebens, über sich selbst, Entwicklungsaufgaben und die Welt als solche. Liebevoll macht sie das, selbstkritisch und reflektiert. Aus London schreibt sie: „…Aber wenn mir eins klar geworden ist, dann das: Wir denken viel zu oft in Entweder/oder, viel zu selten in Sowohl/ als auch. Man muss nicht alles Alte aufgeben, um etwas Neues ins Leben zu lassen.“

Auf berufliche Neuorientierung bezogen heißt das, dass es viel öfter möglich ist, etwas Vorhandenes und Vertrautes mit einem neuen Zweig zu verbinden. Einen Beruf mit einer Leidenschaft, eine bewährte Tätigkeit mit neu erworbenen Kenntnissen. Klingt banal? Finde ich nicht… Meike Winnemuth nennt in diesem Abschnitt das Beispiel einer Schauspielerin und Juristin, die beide scheinbar so widersprüchlichen Berufe so zu einem Projekt vereint, dass sie sich gegenseitig befruchten: Sie erarbeitet und gestaltet Schulungsvideos für Firmen zum Thema Antikorruptionsgesetze. Nur ein Beispiel…

So, das war jetzt eine lange Ausführung zur Frage der Woche. Ganz sicher gibt es Themen und Bereiche, in denen die eigene Zuordnung entschieden und klar ist. Und die anderen, die wir uns auch genussvoll erlauben dürfen…

Sind Sie immer ganz und gar entschieden? Eindeutig und ohne Zweifel? Oder darf es öfter auch mal ein (oft erleichterndes, befreiendes) „Sowohl als auch“ geben? Nur Mut!

 

Meike Winnemuth: Das große Los. Wie ich bei Günter Jauch eine Million gewann und einfach losfuhr. 

 

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