Gerade lese ich „Geht alles gar nicht. Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können“ von Marc Brost und Heinrich Wefing – und ich lese es besonders gerne, weil zwei Männer sich klug und tiefgreifend mit dem Thema befasst haben. Angefangen hat es mit einem Artikel in der ZEIT, der Programmleiter Sachbuch des Rowohlt Verlags hat ihn gelesen – und die beiden Journalisten gebeten, ein Buch darüber zu schreiben.
In meiner langjährigen Praxis als Leiterin einer Koordinierungsstelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie habe ich viele Aspekte dieses Themas bis zum Abwinken diskutiert: mit Personalchefs, Juristen, Gleichstellungsbeauftragten, Ministerinnen, Journalisten, Politikwissenschaftlern – und vor allem mit „betroffenen“ Frauen. Als Elternteil, der Karriere und Privatleben verbinden will und/oder muss, kamen Männer damals kaum vor. Das hat sich geändert – sonst allerdings ist vieles „wie gehabt“. Eine neue Perspektive auf das Dilemma ist dringend notwendig, zufrieden stellende Lösungen sind noch nicht in Sicht, das Leiden ist groß. Die Zeit ist überreif für neue Wege und Modelle.
Die Autoren des Buches schreiben von Beschleunigung und Überlastung, von der Zeit und wofür wir sie nutzen. Sie stellen Männer vor, die ihre Lebens- und Rollenmodelle beschreiben und sie schildern Erwartungen: gesellschaftliche, persönliche, die ihrer Partnerinnen und Kinder. Schreiben vom Kapitalismus, unserem Perfektionismus-Wahn, der Vereinbarkeitslüge und davon, dass es gut ist, sich auch in Zeiten der Überforderung immer wieder auf die Momente des Gelingens zu konzentrieren.
P.S.: Ein sehenswerter Film zum Thema :“Eltern“ – erfrischend inszeniert und gut gespielt, mit Christiane Paul und Charly Hübner.