Crowdfunding ist in aller Munde – und Clas Beese steht dafür wie kaum ein anderer. Kennengelernt habe ich ihn während meiner Weiterbildung zur Gründungsberaterin – er war auf Seiten des Veranstalters dabei, als Praktikant. Wach, klug und wunderbar umsichtig. Später begegnete ich ihm, als er dort Geschäftsführer geworden war. Heute verantwortet er ein Projekt für die Kreativwirtschaft in Hamburg – und ist Gründer und CEO von finmar, der Crowdfunding-Plattform für mittelständische Kredite.
Here he comes:
Clas Beese
• geboren am 24. Januar 1980
• reist gerne mit dem Segelboot umher und wandert über Berge
• findet dabei Kraft und Inspiration für die vielen Ideen, die es umzusetzen gilt
Seit wann bist Du selbständig, Clas?
Eigentlich seit meiner Studienzeit. Als ich für einen Aushilfsjob gefragt wurde, ob ich Rechnungen schreiben kann. Als BWLer habe ich ja gesagt, hatte ich bestimmt in einer der Buchhaltungsvorlesungen gelernt. Gemeint war mit der Frage allerdings, ob ich selbstständig arbeiten wolle. Ich wollte.
Was ist Deine Geschäftsidee und wie bist Du darauf gekommen? Was genau bietest Du an?
finmar ist eine Crowdlending-Plattform für mittelständische Kredite. Unternehmer und Selbstständige mit einem Kreditbedarf bis € 25.000 stellen sich auf der Plattform dar: ihr Unternehmen, ihr Projekt und sich selbst als Persönlichkeit. Kleine Beträge werden von Einzelpersonen eingesammelt. Wenn 100% der benötigten Summe zusammen kommen, dann kommt es zum Kreditvertrag.
Auf die Idee sind wir gekommen, als wir als Gründungsberater viel mit den Finanzierungsproblemen zu tun hatten. Es ging um Businesspläne, Rollenspiele für das Bankgespräch und solche Sachen. Irgendwann wurden wir auf lending-based crowdfunding aufmerksam. So heißt das, was wir tun. Das gab es in Deutschland schon, allerdings anonym und für Konsumenten. Wir wollten das transparent und für Unternehmer und Selbstständige.
Was gefällt Dir besonders an der beruflichen Selbständigkeit?
Das ist mein Projekt, mit dem ich mich zutiefst identifiziere. Daran zu arbeiten und Schritt für Schritt weiter zu kommen ist unheimlich toll. Wir arbeiten an einer Lösung für alle, die Geld gerade brauchen um unternehmerische Projekte umzusetzen und die, die Geld anlegen wollen, weil sie es erst später und mit Zinsen zurück brauchen. Wir halten das für eine Win-Win-Situation.
Wo liegen die Risiken und Stolpersteine aus Deiner Sicht?
Wir betreiben einen Marktplatz, müssen also immer beide Seiten glücklich machen. Wir haben deswegen immer zwei Zielgruppen im Blick. Zudem ist Crowdlending für die allermeisten noch sehr neu, hier gilt es also Bekanntheit zu erlangen und Vertrauen aufzubauen.
Welches Buch liest Du zurzeit?
Mein letztes Buch war das Lehrbuch zum Sportbootführerschein See 😉 Als nächstes werde in meinem Literaturclub das Buch von Lena Schiller Clausen und Christoph Giesa besprechen. Es trägt den Titel „New Business Order – wie Startups Wirtschaft und Gesellschaft verändern“. Hat mir einiges erklärt, was wir da eigentlich gerade machen. Und das Buch hatte tolle Anregungen für aktuelle Fragen parat. Ich empfehle es sehr!
Was war Dein Berufswunsch, als Du 14 Jahre alt warst?
Die Frage hatten wir gerade gestern beim Mittag. Ich weiß es gar nicht mehr. Ich weiß, dass ich in der sechsten Klasse mal 10-Pfennig-Stücke verliehen habe. An diejenigen, die beim Ditschen verloren hatten. Bei dem Spiel ging es darum, die Münzen möglichst dicht an die Wand zu schnipsen. Ich glaube, ich habe sogar Zinsen genommen. Das kommt meinem heutigen Job schon ziemlich nahe…
Welche Entscheidung möchtest Du nicht missen?
Als ich all meinen Mut zusammen genommen habe, meinen Job kündigte und mit finmar anfing. Beste Entscheidung bis heute.
Wie verbringst Du am liebsten Deine freie Zeit?
Ich laufe gerne um die Alster, kann mittlerweile auch mal bei einem Marathon mitmachen. Und ich koche unheimlich gerne. Das entspannt mich und führt zu leckeren Gerichten. Die Wochenenden verbringe ich gerne auf der Ostsee beim Segeln, dass kann man auch mit Laufen und Lesen verbinden.
Welchen „Gründungsmythos“ sollten wir (alle) aufgeben?
Startups sind nicht einfach nur neue, kleine Unternehmen, die noch wachsen müssen. Man kann nicht einfach Geld in die Hand nehmen, Räume mieten und Mitarbeiter einstellen – und dann anfangen groß zu werden. Die wahre Stärke von Startups ist deren Flexibilität. Auf Kunden zu hören, die Kundenbedürfnisse zu erkennen und Produkte und Dienstleistungen zu bauen, die das Leben der Zielgruppe ein kleines wenig besser machen. Und das Ganze ist ein Prozess, dass muss man immer wieder ausprobieren und einen Schritt nach dem anderen machen. Ein Businessplan, auf dem Strategie für die nächsten drei Jahre schon drin steht, halte ich für Quatsch.
Welchen Tipp kannst Du aus heutiger Sicht zukünftigen Gründern geben?
Jetzt anfangen. Heute. Hier und jetzt! Gar nicht lange zögern und warten. Der beste Zeitpunkt kommt nicht. Wenn man aber angefangen hat, bleibt die nagende Frage: Warum habe das nicht schon viel früher gemacht?
Danke, Clas – ich freue mich auf weitere Etappen auf Augenhöhe!
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Eifflerstraße 43
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* Foto: Rieka Anscheit