Kennen Sie das? Die Kollegin hat eine Präsentation erstellt, viel recherchiert und ihr Wochenende dran gegeben. Dann kommt sie am Montag lässig etwas später zum Meeting und sagt, es sein ein „Geistesblitz“ gewesen. Ein Freund bringt eine (wunderbar leckere) selbst gebackene Quiche mit und über den „Aahs“ und „Oohs“ murmelt er: „War total easy, habe ich vorhin so nebenbei gemacht“.
Früher haben wir uns angestrengt – heute spielen wir unseren Einsatz gerne mal herunter. Auf ein Lob oder Kompliment erwidern wir: „Ach, das habe ich nur so improvisiert“ – ob es sich um eine berufliche Aufgabe, ein besonderes gutes Essen oder ein gelungenes Outfit handelt.
Unangestrengt soll es wirken – und dieses „Heruntermogeln“ von Leistung und Einsatz kostet: Kraft. Mehr als der alte Perfektionismus sogar – und bringt uns obendrein um die Anerkennung. Nicht schön, oder?
Was sind die Motive? Was veranlasst uns dazu, unsere Erfolge nicht zu zeigen? Diese (oft aufgesetzte) Lässigkeit, die zuweilen eben doch nach Perfektionismus riecht – sie macht einsam, meiner Meinung nach. Sie unterbindet Nähe und spielt Leichtigkeit vor, wo oft nur Erschöpfung regiert.
Eine Mode, das neue „perfekte Unperfekt“?!
Ein Lob zu bekommen, Anerkennung zu erfahren heißt nicht, ein Streber zu sein, erfolgsversessen oder „uncool“. Was meinen Sie? Wertschätzung zu zeigen könnte wieder „chic“ werden, oder?! Und auf ein Lob erhobenen Hauptes zu reagieren, zeugt von Selbstbewusstsein.